Rotkäppchen aus der Sicht eines Mathematikers |
Es war einmal ein Mädchen, dem wurde
eineindeutig eine rote Kappe zugeordnet, wodurch es als Rotkäppchen definiert
wurde. "Kind," argumentierte die Mutter, "werde kreativ,
mathematisiere die kürzeste Verbindung des Weges zur Grossmutter, analysiere
aber nicht die Blumen am Wege, sondern formalisiere Deinen Weg in systematischer
Ordnung."
Rotkäppchen vereinigte einen Kuchen, eine Wurst und eine Flasche Wein zu einer
Menge, hinterfragte noch einmal den Weg und ging los. Im Walde schnitt sein Weg
den eines Wolfes. Er diskutierte mit ihr über die Relevanz eines
Blumenstrausses und motivierte es, einen geordneten, höchstens abzählbaren
Strauss zu verknüpfen. Inzwischen machte sich der Wolf die Grossmutter zu einer
Teilmenge von sich.
Als Rotkäppchen dann ankam, fragte es: "Grossmutter, warum hast Du so
grosse Augen?"
"Ich habe gerade mein Bafög erhalten!"
"Grossmutter, warum hast Du so grosse Ohren?"
"Ich habe versucht, Prüfungsfragen durch die Tür zu erlauschen!"
"Grossmutter, warum hast Du so ein grosses Maul?"
"Ich habe gerade versucht, das
Mensaessen zu schlucken!"
Darauf machte der Wolf sich zur konvexen Hülle von Rotkäppchen.
Ein Jäger kam, sah eine leere Menge von Grossmüttern im Haus und
problematisierte die Frage, bis sie ihm transparent wurde. Dann nahm er sein
Messer und machte aus dem Wolf eine Schnittmenge. Die im Wolf integrierten
Personen wurden schleunigst von ihm subtrahiert. Zum Wolf wurde eine mächtige
Menge von Steinen addiert. Er fiel in einen zylinderförmigen cartesischen
Brunnen, bis seine Restmenge nicht mehr lebte.
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Diese Seite © 2003 Günter Schw@ninger
Stand: 15.02.2003
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